EnEV, WSVO und GEG – Geschichte der Energiegesetze in Deutschland

Inhaltsverzeichnis

EnEG (Energieeinsparungsgesetz)
WSVO (Wärmeschutzverordnung)
HeizanlV (Heizungsanlagenverordnung)
HeizkostenV (Verordnung über Heizkostenabrechnung)
EnEV (Energieeinsparverordnung)
Änderungen der EnEV im Zeitverlauf
GEG (Gebäudeenergiegesetz)

Ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050 – das ist eines der erklärten Langzeitziele der Bundesregierung. In Deutschland gibt es eine lange Tradition von Klimagesetzen, die das Baurecht betreffen. Die Fülle an Gesetzen, Verordnungen und Abkürzungen kann jedoch schnell unübersichtlich werden. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Klimagesetze und Verordnungen für Sie zusammen:

Übersicht über alle Energiegesetze in Deutschland

Schaubild über die wichtigsten Energiegesetze und Verordnungen

Im Herbst 2020 ist das GEG (Gebäudeenergiegesetz) in Kraft getreten. Was Sie jetzt beachten müssen und welche Anforderungen für Ihr Gebäude gelten, erfahren Sie in unserem Artikel zum GEG.

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EnEG (Energieeinsparungsgesetz)

1976 – 2020

Die erste Ölpreiskrise im Jahr 1973 lähmte die Wirtschaft in Deutschland und führte zu einem Umdenken in Bezug auf den Ressourceneinsatz. Um den Einsatz fossiler Ressourcen in Zukunft zu begrenzen und die Abhängigkeit vom Ölimport zu vermindern, wurde das ‘Gesetz zur Einsparung von Energie in Gebäuden’ oder auch ‘Energieeinsparungsgesetz’ (EnEG) erlassen. Das Gesetz beinhaltete noch keine für den Bürger unmittelbar wirksamen Regelungen, ermächtigte die Bundesregierung jedoch zum Erlassen von Verordnungen, welche die energetische Effizienz von Gebäuden verbessern soll.

Das EnEG wurde mehrmals novelliert und galt als Ermächtigungsgrundlage für zahlreiche Verordnungen, bis es 2020 durch das GEG (Gebäudeenergiegesetz) abgelöst wurde. Bedeutende Verordnungen, die unter dem Mantel des EnEG entstanden sind, waren unter anderem die Verordnung über Heizkostenabrechnung, die Heizungsanlagenverordnung und die Wärmeschutzverordnung.

WSVO (Wärmeschutzverordnung)

1977 – 2002

Die Wärmeschutzverordnung auch ‘Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz bei Gebäuden’, beziehungsweise ‘WärmeschutzV’ bildete die erste und wichtigste auf Grundlage des EnEG erlassene Verordnung zum Wärmeschutz von Gebäuden.

Bis 1977 gab es in den meisten europäischen Ländern keine rechtlichen Vorschriften für Energieeffizienzstandards baulicher Maßnahmen, weshalb die Einführung der WSVO einen entscheidenden Schritt in der Energiepolitik darstellte. Wie auch beim Wegbereiter, dem EnEG, waren zunächst jedoch steigende Energiepreise und eine zunehmende Abhängigkeit vom Ölimport die Hauptmotivation für den Erlass der Verordnung. Der Klimaschutz wurde zu diesem Zeitpunkt noch als sekundäres Ziel betrachtet, sollte aber im weiteren Zeitverlauf zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Die Wärmeschutzverordnung war ein Vorschriftenwerk, welches Mindeststandards für Um-, Neu- und Anbauten, betreffend Ihrer energetischen Effizienz, definierte. Konkret wurden Werte für die Stärke des Mauerwerks und die Wärmeisolierung der Fensterverglasung bestimmt. Erklärtes Ziel war eine Verringerung des Transmissionswärmeverlustes, also des Verlustes der entsteht, wenn beheizte Gebäude Wärme an die Umwelt abgeben.

Es gab insgesamt zwei Novellierungen der Wärmeschutzverordnung, 1982 und 1995, in denen die Regelungen verschärft und nachgebessert wurden. Die WSVO verlor 2002 ihre Gültigkeit, als sie gemeinsam mit der HeizanlV in ihrem Nachfolger der EnEV (Energieeinsparverordnung) aufging.

HeizanlV (Heizungsanlagenverordnung)

1977 – 2002

Eine weitere, auf dem EnEG basierende, Verordnung, war die ‘Verordnung über energiesparende Anforderungen an heizungstechnische Anlagen und Brauchwasseranlagen’, kurz ‘Heizungsanlagenverordnung’. Ziel der Verordnung war es, dass keine im Verhältnis zur Heizfläche überdimensionierten Heizkörper mehr verbaut werden und dass bei Neubauten moderne Dämmungsstandards eingehalten werden. Zusätzlich wurden neue Wartungsvorschriften für den Betrieb von Heizkörpern und die Pflicht zum Einsatz von Thermostatventilen eingeführt.

Die HeizanlV war bis 2002 gültig, als sie gemeinsam mit der WSVO von der EnEV abgelöst wurde.

HeizkostenV (Verordnung über Heizkostenabrechnung)

1981 – Jetzt

Die 1981 erlassene ‘Verordnung über die verbrauchsabhängige Abrechnung der Heiz- und Warmwasserkosten’, auch ‘Verordnung über Heizkostenabrechnung’, beinhaltet die Pflicht für Hauseigentümer, die Heizkosten anteilig des jeweiligen Energieverbrauchs der einzelnen Gebäudenutzer abzurechnen, sofern das Objekt, zentral beheizt ist und über mindestens zwei Wohneinheiten verfügt, die nicht vom Eigentümer selbst bewohnt werden.

Mit der HeizkostenV sollen die Gebäudenutzer, durch die Kopplung der Heizkosten an den eigenen Verbrauch, zum Energiesparen animiert werden. Die Verordnung hat sich als sehr effektiv erwiesen und ist bis heute gültig.

EnEV (Energieeinspar-Verordnung)

2002 – 2020

Um das Klimaziel eines nahezu Co2-neutralen Gebäudebestandes bis 2050 zu erreichen und um das bestehende Recht zu vereinfachen wurde die Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden), kurz Energieeinsparverordnung (EnEV) erlassen. In Ihr wurden die bis dahin gültigen Verordnungen HeizanlV und WSVO zusammengefasst und sie stellte ein zentrales Element der Deutschen Energie- und Klimaschutzpolitik dar.

Die Energieeinsparverordnung legte neue bauliche und heizungstechnische Standards für Neu- und Bestandsbauten fest und stellte eine deutliche Verschärfung in Vergleich zur WSVO dar. Eine wichtige Neuerung, die bis heute Bestand hat, war unter anderem die Einführung von Energieausweisen für Gebäude. Die EnEV war zwischen 2002 und 2020 aktiv und wurde in dieser Zeit mehrmals novelliert und überarbeitet.

Welche EnEV ist gerade gültig?

Viele Bauherren und Sanierer fragen sich aufgrund der zahlreichen Änderungen welche EnEV aktuell ist. Die EnEV hat 2020 mit der Einführung des GEG (Gebäudeenergiegesetz) seine Gültigkeit verloren. Für Ihr Bau- oder Sanierungsprojekt müssen Sie sich daher an den Regelungen des GEG orientieren. Welche Anforderungen das GEG enthält, erfahren Sie in unserem Ratgeber zum GEG.

Änderungen der EnEV im Zeitverlauf

EnEV 2002 (01.02.2002 bis 07.12.2004)

Die erste Fassung der Energieeinsparverordnung schaffte Übersichtlichkeit durch Zusammenführung von WSVO und Heizungsanlagenverordnung. Zusätzlich wurde ein primärenegetischer Bilanzierungssatz zur Bewertung der Gebäude eingeführt, der Transmissionswärmeverluste, Lüftungswärmeverluste, Trinkwarmwasser und Heizung in die Berechnung mit einbezieht. Im Vergleich zu der zuvor gültigen WSVO stellte die EnEV 2002 eine Verschärfung der Regelungen dar.

Mit der EnEV 2002 wurde erstmals der Energieausweis für Gebäude eingeführt. In der Urfassung galt die Pflicht zur Ausstellung eines Energieausweises allerdings nur für Neubauten und nicht für Bestandsgebäude.

EnEV 2009 (30.04.2009 bis 30.04.2014)

Die EnEV 2009 enthielt verschärfte Regelungen für Energie-, Heizungs- und Warmwasserbedarf. Die energetischen Anforderungen an die Wärmedämmung von Neubauten wurden um durchschnittlich 15 % erhöht.

Besitzer einer Photovoltaik-Anlage konnten mit der EnEV 2009 ihre Energiegewinnung in die Berechnung des Primärenergiebedarfs einbeziehen. Wurde der Solarstrom gebäudenah erzeugt und größtenteils wieder im Gebäude verbraucht, konnte so in manchen Fällen die Wärmedämmung geringer ausfallen. Ebenso wurde ein Verbot für Nachtspeicherheizungen eingeführt, da diese mehr als doppelt so viel CO₂ produzieren wie herkömmliche Gas- oder Ölheizungen. (Dieses Verbot wurde 2013 allerdings wieder aufgehoben.)

EnEV 2004 (08.12.2004 bis 30.09.2007)

Die erste Novellierung der Energieeinsparverordnung fand im Jahr 2004 statt. Sie erhielt lediglich einige aktualisierte Normen, im Großteil wurde aber die Fassung von 2002 beibehalten.

EnEV 2007 (01.10.2007 bis 29.04.2009)

Mit der EnEV 2007 wurden einige Richtlinien minimal angepasst und an die aktuellen technischen Standards angeglichen. Ebenfalls wurden mit der neuen Fassung alternative Energieversorgungssysteme in die Berechnung aufgenommen, sowie eine Inspektionspflicht für Klimaanlagen eingeführt.

Die größte Änderung, die die EnEV 2007 mit sich brachte, war die Pflicht zur Ausstellung von Energieausweisen auch für Bestandsgebäude. Damit sollte beim Gebäudenutzer eine höhere Investitionsbereitschaft für energetische Sanierungen geschaffen werden. Mit dem einfachen Farbschema Rot, Gelb, Grün, dass auch heute noch auf Energieausweisen zu finden ist, kann die energetische Effizienz des Gebäudes auf einen Blick erkannt werden. Gerade alte Gebäude weisen oft eine ungenügende Isolierung auf – der Energieausweis gibt dem Bewohner die Möglichkeit dem hohen Transmissionswärmeverlust durch das Nachrüsten von Heizanlagen und Dämmungen entgegenzusteuern.

Foto eines Energieausweises vor einem Haus

EnEV 2014 (01.05.2014 bis 2020)

Die Novellierung der EnEV im Jahr 2014 sollte in zwei Stufen in Kraft treten. Der erste Änderungskatalog wurde direkt mit dem Beschluss der Novellierung gültig und wird somit umgangssprachlich als EnEV 2014 bezeichnet.

Mit dieser Neuauflage des Gesetzes wurden allen ab Mai 2014 ausgestellten Energieausweisen Effizienzklassen von A+ bis H hinzugefügt, ähnlich, wie es beim Effizienzlabel von Elektrogeräten der Fall ist. Zudem schafft die Verordnung eine Vorlagepflicht des Energieausweises bei Vermietung und Verkauf eines Objektes. Selbst bei Immobilienanzeigen müssen seitdem verpflichtend Angaben zur Energieeffizienz gemacht werden.

Um die Verschärfung der Regelungen der EnEV zu kontrollieren, wurden die Bundesländer zu Stichprobenkontrollen der Energieausweise verpflichtet. Ergänzend sollten Kontrollen der Einhaltung der EnEV-Neubauanforderungen und Inspektionen von Klimaanlagen durchgeführt werden. Bei Nichteinhalten der Verordnungen drohten hohe Bußgelder von bis zu 50.000 €.
Insbesondere die Anhebung der Neubauanforderungen, die mit der EnEV 2014 in Kraft trat, war ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zum EU-Niedrigstenergiegebäudestandard, der spätestens ab 2021 gelten sollte.

EnEV 2016 als zweite Stufe der EnEV 2014 (01.01.2016 bis 2020)

Am 1. Januar 2016 trat die zweite Stufe der Energieeinsparverordnung 2014 in Kraft, die Umgangssprachlich als EnEV 2016 bezeichnet wird. Inhalt der zweiten Stufe war im Wesentlichen eine Senkung des zulässigen Primärenergiebedarfs um weitere 25 %.

Indes gab es mit der EnEV 2016 eine Pflicht zur Dachdämmung oder alternativ der Dämmung der obersten Geschossdecke, da das Obergeschoss eine Schwachstelle im Dämmkonzept vieler Gebäude darstellt. Die Wärme des ganzen Gebäudes steigt nach oben und kann durch ein mangelhaft isoliertes Dach oder Obergeschoss entweichen, was sich negativ auf die Energiebilanz auswirkt.

Die EnEV 2016 war die letzte Novellierung der Energieeinsparverordnung, bis sie im Jahr 2020 durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgelöst wurde.

GEG (Gebäudeenergie-Gesetz)

2020 – Aktuell

Das aktuelle Energiegesetz für Neu- und Bestandsbauten in Deutschland ist das GEG, auch ‘Gebäudeenergiegesetz’ genannt. Es soll das Energieeinsparrecht für Gebäude weiter vereinheitlichen und führt das Energieeinspargesetz, die EnEV und das EEWärmeG zu einem Gesetz zusammen.

Mit dem neuen Gesetz sollen Heizkosten reduziert und der Klimaschutz gefördert werden. Durch das Zusammenfassen verschiedener Gesetze und Verordnungen soll eine übersichtlichere Rechtslage für Bauherren und Sanierer geschaffen werden.

Alle Informationen zum neuen Gebäudeenergiegesetz finden Sie hier.